Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz - Bode
Statement von Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück), Vorsitzender der Pastoralkommission und der Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft der Deutschen Bischofskonferenz, im Pressegespräch „Studie Frauen in Leitungspositionen“zur Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 12. März 2019 in Lingen
Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Zahlen zu Frauen in Leitungspositionen der Generalvikariate und Ordinariate systematisch erheben und auswerten lassen. Herzlich danke ich Frau Dr. Qualbrink, dass sie – wie bereits 2013 – nun erneut diese Aufgabe übernommen und eine empirisch solide und pastoraltheologisch fundierte Expertise vorgelegt hat, mit der wir weiter arbeiten können. Frau Dr. Qualbrink wird ihre Expertise gleich noch ausführlich vorstellen.
Die deutschen Bischöfe haben ihrerseits die Entwicklungen analysiert. Das geschah einmal im Rahmen eines Studientages während der Frühjahrs-Vollversammlung 2013 in Trier und erneut während des Ständigen Rates im November 2018. Eine Steigerung des Frauenanteils auf der obersten Leitungsebene der Diözesen von 13 Prozent auf 19 Prozent innerhalb der letzten fünf Jahre ist nicht nichts, aber längst nicht zufriedenstellend. Wir haben darum in der Frauenkommission die Faktoren analysiert, die die Entwicklungen zu mehr Frauen in kirchlichen Leitungspositionen fördern oder auch behindern.
Einen wichtigen theologischen Beitrag zur Öffnung kirchlicher Leitungsaufgaben für Frauen haben die deutschen Bischöfe in ihrer Schrift „Gemeinsam Kirche sein“ vom 1. August 2015 (Die deutschen Bischöfe Nr. 100) geleistet. Darin vertiefen und differenzieren sie das Verständnis von Leitung in der Kirche, erläutern den Zusammenhang von priesterlicher Leitung und den Leitungsaufgaben, die grundsätzlich allen Getauften übertragen werden können. Die deutschen Bischöfe bekennen sich ausdrücklich dazu, „an
den verschiedenen Leitungsdiensten in der Kirche möglichst viele Frauen und Männer gerecht [zu] beteiligen“ (S. 56). Diese grundsätzlichen Aussagen aus „Gemeinsam Kirche sein“ wurden inzwischen auch in vielen diözesanen Erklärungen rezipiert. Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft wird darin liegen, gerade auch auf der Ortsebene neue Leitungsmodelle zu entwickeln und auszuprobieren.
Die Frauenkommission, eine Unterkommission der Pastoralkommission, hat Gespräche mit Personalverantwortlichen, Personalentwicklern und Gleichstellungsbeauftragten in den Diözesen geführt, um für die Problemstellungen zu sensibilisieren und konkrete Maßnahmen anzuregen, verstärkt auf Frauen in kirchlichen Leitungsaufgaben zu setzen. Der Führungskurs für Frauen in verantwortlichen Positionen der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz hat fast 60 Frauen aus den Diözesen, Orden und Verbänden für die Übernahme von Leitung in der Kirche qualifiziert. Als Deutsche Bischofskonferenz unterstützen wir auch das Mentoring-Programm des Hildegardis-Vereins, das Frau Mock noch vorstellen wird, und an dem inzwischen 100 Frauen aus fast allen deutschen Diözesen teilgenommen haben.
In der aktuellen Erhebung werden auch hinderliche Faktoren benannt. So scheinen kirchliche Führungspositionen für Frauen wenig attraktiv zu sein; es fehlt vielfach an Vorbildern, wie Frauen diese Leitungsstellen gestalten und prägen können. Traditionelle Frauen- bzw. Familienbilder und Aufgabenzuschreibungen setzen vor allem Frauen unter einen Rechtfertigungsdruck und wirken auch in die Personalauswahl hinein. Nur punktuell werden neue Modelle von Leitung erprobt; überwiegend wird Leitung in Vollzeit und mit einem hohen Anspruch an Präsenz und zeitlicher Flexibilität ausgeübt. Der massive Nachwuchsmangel in allen kirchlichen Berufen und der fehlende Frauenanteil in den mittleren Leitungspositionen tragen ihrerseits dazu bei, dass es kaum Kandidatinnen für führende Stellen in der Kirche gibt.
Ich bin froh, dass ich hier heute zusammen mit zwei Frauen aktuelle Entwicklungen zu Frauen in kirchlichen Leitungspositionen vorstellen kann. Denn als Frauenkommission geht es uns auch darum, die starke Präsenz und Kompetenz von Frauen, die es in der Kirche ja gibt, sichtbarer zu machen. Wir haben darum Gespräche mit Medienvertreter/innen und Presseleuten geführt. Auch hier gibt es noch viel Spielraum nach oben! Dabei geht es einmal darum, dass gerade auch in der kirchlichen Medienarbeit Frauen verstärkt als Sprecherinnen und Repräsentantinnen der Kirche auftreten und auch wir Bischöfe immer wieder Optionen für Frauen und ihre Themen stark machen.
Entscheidend ist – das zeigt die Studie von Frau Dr. Qualbrink –, dass Bischof und Generalvikar den entschiedenen Willen haben, mit Frauen in der ganzen Vielfalt kirchlicher Leitungsaufgaben zusammen zu arbeiten und Verantwortung und Leitung wirklich zu teilen. Kardinal Marx hat bei der Jugendsynode im Oktober 2018 in Rom darum gefordert: „Wir müssen um der eigenen Glaubwürdigkeit willen, Frauen auf allen Ebenen der Kirche, von der
Pfarrei bis auf die Ebenen von Bistum, Bischofskonferenz und auch im Vatikan selbst, noch weitaus mehr an Führungsaufgaben beteiligen. Wir müssen das wirklich wollen und auch umsetzen!“ Um dieser Forderung Nachhaltigkeit zu verleihen, hat der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz im November 2018 eine Zielvorgabe gemacht: der Frauenanteil in den Leitungspositionen der Diözesen wie der überdiözesanen Zusammenschlüsse soll auf ein Drittel und mehr gesteigert werden. Um diese Entwicklungen zu überprüfen, sollen 2023 erneut die aktuellen Zahlen erhoben werden.